< Zurück zur Übersicht

Presseschau: Verpackung zwischen Vermeidung und Recycling

Verpackung zwischen Vermeidung und Recycling

Kunststoffverpackungen zu reduzieren, zu vermeiden, recyclingfähig zu gestalten – diese Themen scheinen en vogue, glaubt man Presseberichten der ersten Monate des Jahres. Lebensmittelhändler wollen weniger Verpackung, Bürger auch, war zu lesen, so mancher propagierte gar das „Plastikfasten“. Aber auch Gegenstimmen wurden laut, die etwa auf Probleme aufmerksam machten, wenn weniger verpackt würde. In der Fachpresse konzentrierten sich die Kollegen dagegen auf Entwicklungen in der Recyclinglandschaft.

Rund 95 Prozent der Verbraucher seien für eine Reduzierung der Materialmenge bei Verpackungen. Das habe eine Umfrage der Unternehmensberatung PwC ergeben, wie zum Beispiel die Frankfurter Rundschau berichtet. Rund 80 Prozent fänden bei Produkten wie Obst und Gemüse eine Verpackung grundsätzlich überflüssig. Erste Lebensmittelhändler scheinen den Trend aufzugreifen. Wie das Handelsblatt und die Wirtschaftswoche berichten, wollen Aldi, Lidl, Edeka und Rewe sich darum bemühen, Verpackungsabfälle zu vermeiden. Sie alle bestätigen auf Anfrage, dass sie immer mehr unverpacktes Obst und Gemüse anbieten wollen. Lidl teste darüber hinaus den Einsatz von Zellulosenetzen und gartenkompostierbarer Folien. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung fragt sich, ob es denn sein müsse, dass selbst die Biogurke in Folie verpackt sei. Bei Zahnpasta oder Fertig-Tortellini sei dagegen die Plastikverpackung sinnvoll. Generell hätten Verpackungen viel mit den weltweiten Handelsbeziehungen zu tun. Längere Haltbarkeit und Informationsweitergabe seien wesentliche Punkte. Wer weniger Verpackungen wolle, müsse diese Strukturen grundsätzlich hinterfragen. Auch die veränderten Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher. Wir hätten uns an längere Haltbarkeiten gewöhnt, wird ein Lebensmittelexperte zitiert, der vorrechnet, wie viel länger ein Rindersteak genießbar ist, wenn es verpackt war. Die Sonntagszeitung zählt viele Beispiele auf, die verdeutlichen sollen, warum der Abfallberg wachse und warum nicht alles im Recycling landen könne. Probleme bei der Sortierung, fehlendes Interesse an Recyclingkunststoff und billige Rohstoffpreise seien letztlich die Gründe. In der Welt setzt man sich damit auseinander, welche neuen Probleme der Verzicht auf Plastikverpackungen mit sich bringe, nachdem sie zahlreiche Beispiele von Reduktionsversuchen beschrieben hat. Die „Verpackungsfreiwelle“ knüpfe an das Unbehagen von Verbrauchern an, der Ruf von Kunststoff als Verpackungsmaterial sei lädiert, seit Abfälle im Meer ein Thema seien. Sollten aber Kunststoffverpackungen aus den Regalen verschwinden, nehme die Verschwendung an Lebensmitteln zu – ebenso wie die Kosten für den Handel nach dessen eigener Einschätzung. „Wir müssen Verpackungen viel mehr feiern“, sagt gegen den vermeintlichen Trend der Ökodesign-Experte Michael Braungart in einem Interview mit der Zeit (online). Der Professor und Erfinder des Cradle to Cradle Ansatzes (C2C) hält verpackungsfreie Supermärkte für Aktionismus. Plastik werde unnötig dämonisiert. Entscheidend sei, womit man verpacke, weist der Chemiker und Professor für Verfahrenstechnik darauf hin.

„Lebensmittelhändler wollen weniger Plastikverpackungen“ (Handelsblatt, 26.1.2018, spiegel.de, 26.1.2018, FAZ 13.2.2018)

„Tschüss Plastiktüte?“ (Verpackungsrundschau, 4.4.2018, wiwo, 9.1.2018)

„Warum die Bio-Gurke in Plastik verpackt ist“ (FAZ Sonntagszeitung, 25.3.2018, welt.de 15.3.2018)

„Verzicht auf Plastik bringt neues Problem“ (Welt, 2.4.2018)

„Plastikfasten -Nein Danke.“ (KI, Spiegel Online 14.2.2018, GKV 15.2.2018, rp-online, 26.2.2018)

„Bürger wollen weniger Verpackungsmüll!“ (Umfrage von PriceWaterhouse in Euwid 20.02.2018)

Ryan-Air will plastikfrei werden (KI, 21.3.2018)

Nordsee setzt auf Verpackungen aus Algen (verpackungsrundschau.de 27.3.2018)

Plastik:“Wir müssen Verpackungen viel mehr feiern” (zeit.de, 4.4.2018)