< Zurück zur Übersicht

Janine Czurgelies über die Idealisierung von Substraten zur besseren Farbhaftung und Benetzung

Sie sind Referentin in Osnabrück. Was hat Sie bewogen, der Einladung von Innoform zu folgen?

Ich war mit Herrn Schröder bezüglich der Standbeutelkonferenz in Kontakt wegen eines möglichen Vortrages. Herr Schröder bat mich in dem Zusammenhang, den Vortrag über Primer beim Expertentreff zu präsentieren, wo er sehr gut in das Gesamtthema passt.

Ihr Thema gehört zu einer Reihe von verschiedenen Blickwinkeln auf den Fokus 1st time right bzw. im ersten Anlauf klappt schon alles. Was ist Ihre Kernaussage, bezogen hierauf?

Für 1st time right ist es wichtig zu standardisieren und idealisieren. Bei der großen Vielfalt an Substraten und Druckfarben kann ein Primer eine feste Konstante im Druckaufbau sein und Schwankungen an anderen Stellen abfedern.

Sie referieren über Idealisierung von Substraten zur besseren Farbhaftung und Benetzung. Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?

Wir von ACTEGA Terra sind noch sehr jung in der Flexiblen Verpackung und sind mit Primern vor mittlerweile doch einigen Jahren den aufregenden Weg gestartet. Hier konnten wir viel Erfahrung aufbauen und sehen, dass Primer immer wichtiger werden. Besonders, wenn wir von Digitalisierung und den anderen vielen Veränderungen im Markt ausgehen, wird ein Primer wieder wichtiger werden in Zukunft.

Sind Primer Notlösungen für nicht konstante Oberflächen oder bietet sich der Einsatz eines Primers grundsätzlich an, und wenn ja, warum?

Ein Primer kann beides sein. Für den einen eine Notlösung, für den anderen ein grundsätzliches Konzept in seinem Druckaufbau. Eines bringt ein Primer auf jeden Fall: Sicherheit im Druckprozess. Alle Lieferanten – auch die ACTEGA – liefern ihre Produkte in einem gewissen Qualitätsbereich. Das ist normal und wird wohl auch in Zukunft nicht zu ändern sein. Wir konnten mit unserem Primer die Erfahrung machen, dass Qualitätsschwankungen im Substrat oder auch in einer Corona-Vorbehandlung abgefangen werden konnten. Ein weiterer Grund wird in Zukunft auch das Thema Recycling bringen: Wie stabil wird Folie aus Recyclat sein? Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt, aber wir können alle zusammen daran arbeiten.

Wo sehen Sie für die Verpackungsdrucker momentan besonderen Handlungsbedarf?

Ich glaube persönlich, dass wir alle vor großen Herausforderungen stehen. Der Konsument beschimpft die Verpackungsindustrie, dass zu viel Müll in der Umwelt liegt. Egal welche Verpackung, ob starr oder flexibel, von Konservendose bis Papierbeutel beim Bäcker. Alles gerät derzeit in genaue Betrachtung, und das Thema Kreislaufwirtschaft wird nicht nur die Markenartikler umtreiben. Das Thema wird sich durch die gesamte Wertschöpfungskette ziehen.

Was erwarten Sie sich persönlich von der Zuhörerschaft?

Ich wünsche mir interessierte Zuhörer, die offen für alles sind, was wir Zulieferer für die Druckindustrie liefern können. Die einfachste Lösung muss nicht immer die günstigste sein.

Konferenzen zum Thema Drucken erfreuen sich größerer Beliebtheit als noch vor einigen Jahren. Woher kommt Ihrer Meinung nach dieses gesteigerte Interesse an Wissen und Kontakten?

Wir Menschen wollen kommunizieren, wollen Erfahrungen sammeln bzw. austauschen. Wir befinden uns in einer Zeit, wo viele Wissensträger sich langsam in den Ruhestand verabschieden und junge Leute – wie ich – nachrücken. In den nächsten zehn Jahren werden wir ein großes Loch haben, dass wissenstechnisch wieder gefüllt werden muss. Meine Erfahrung von den letzten Veranstaltungen zum Thema Drucken ist, dass sich sehr viele Leute, Alt und Jung, sehr intensiv austauschen und Netzwerke aufbauen.

Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach das Zusammenwachsen von verschiedenen Druckverfahren – nicht nur in einem Unternehmen oder einer Marke – sondern sogar in einer Maschine?

Das Zusammenwachsen verschiedener Druckverfahren ist eine Konsequenz aus dem Wandel der Zeit. Abhängig vom Endprodukt kann man kombinierte Druckverfahren heute schon finden. Auch wenn es derzeit noch eine Kombination aus verschiedenen Komponenten unterschiedlicher Hersteller ist. Ich denke, jeder möchte und muss sich in Zukunft flexibler aufstellen. Vor allem in Zeiten des wachsenden Digitaldrucks wird es viele Maschinenhersteller geben, die analogen und digitalen Druck in einer Maschine vereinigen werden.

Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit?

Neben meinem Sohn (3), der unser Leben einfach mal grundsätzlich auf den Kopf gestellt hat und mich ein wenig zur Fotografie getrieben hat, mache ich sehr gern Musik. Ich spiele seit fast 20 Jahren Klarinette und freue mich immer, wenn ich es mal wieder schaffe, neben Beruf und Familie zur Probe zu gehen.

 

Janine Czurgelies schloss nach der Ausbildung zur Lacklaborantin im Bereich Holz- und Möbellacke ein Studium zur Chemieingenieurin im Bereich Farbe und Lack an. Während des gesamten Bachelor- und Masterstudiums hat sie die ganze Zeit im Bereich Lackentwicklung für die Möbelfolienindustrie gearbeitet. Nach vielen interessanten Stationen während der beiden Studiengänge ist sie 2014 als Projektleiterin für UV-Lackentwicklung zur ACTEGA Terra in Lehrte gekommen.

Seit 2016 ist sie Segmentleiterin für die Flexible Verpackung an unserem Standort und beschäftigt sich aktiv mit der Erfolgsentwicklung des noch jungen Segmentes am Actega-Standort Lehrte. Am liebsten beschäftigt sie sich mit dem Entwicklungsmarkt Flexible Verpackung und all seinen Chancen und Herausforderungen.