< Zurück zur Übersicht

Barrierefolien werden recyclingfähiger

Es war in Würzburg am 22. und 23. Juni 2023 klar – der Megatrend im Verpackungsbereich – Recyclingfähigkeit – strahlt auch, und ganz besonders, auf Barrierefolien aus.

Ausgehend von Vorträgen zum Thema Food-Waste und dem Leitbild der Nachhaltigkeit an sich, wurde schnell klar – Barrierefolien werden den Flexpack-Markt weiter antreiben. Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales müssen ausgewogener berücksichtigt werden, so Hilmar Heithorst. Wir konzentrieren uns derzeit auf Recycling und damit auf die Ökologie, aber wenn das nicht auch sozial und ökonomisch umgesetzt wird, ist das nicht nachhaltig.

Die oberste Aufgabe der Verpackung insgesamt sei es, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, sagte Thomas Gröner. Es sei eine Schande, dass etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel nicht gegessen werde. Ein Teil davon verdirbt immer noch auf dem Weg vom Acker zum Teller, weil Barrieren fehlen und die Lieferketten zu lang sind. Auch hier kann Flexpack helfen, CO2-Emissionen zu vermeiden.

Peter Olbrich hat dafür Lösungen mit seinen Vakuumbeschichtungsanlagen und viel Know-how, um hauchdünne Barriereschichten aus Aluminium, Aluminiumoxid (transparent) und Siliziumoxid herzustellen. Hier gibt es marktgerechte Systeme, um extrem preiswerte und inzwischen auch robuste Barrieren gegen Sauerstoff und Wasserdampf herzustellen. Und das Beste: Diese nur wenige Nanometer dünnen Schichten stören keinen der bisherigen Recyclingprozesse, so dass die polymeren Trägerschichten stofflich recycelt und wiederverwendet werden können. Lediglich Metallisierungen führen zu einer leichten Vergrauung der Regenschutzfolien – “grey is the new green”.

Stefan Schiessl stellte die Fraunhofer-Entwicklungsergebnisse rund um Nanokomposite vor, die unter anderem als Barrieren auf Papier eingesetzt werden können. Die mit üblichen Lackier- und Beschichtungsverfahren applizierbaren Systeme sind auch recyclingfähig und teilweise bereits kommerziell verfügbar.

In die gleiche Richtung zielt Ben Raven mit seinen Polyethylenen für mono- und sogar biaxial- orientierte PE-Folien. Mono-Material statt Multi-Material für ein noch besseres Recycling von Folienverpackungen. Neu sind hier PE-Typen mit höherer Dichte für den Reckprozess, die sich mechanisch und chemisch einwandfrei recyceln lassen.

Jiabril Gigli setzt auf wässrige Barrierelacke und stellte seine Hochleistungssysteme vor, die sowohl auf Papier als auch auf Folie zu guten bis sehr guten Barrierewerten führen.

Thomas Schmitt berichtete über monoaxiale Reckanlagen für Blasfolien, die vor dem Flachlegen des Schlauches oben an der Blase recken. Dies spart Energie, da die Blase noch warm ist, und erhöht die Freiheitsgrade im Prozess. Ein Vorteil ist u. a. die verbesserte Planlage solcher Folien.

Anna Helgert berichtet von Tiefziehverpackungen, die auch in der Konstruktion materialreduziert werden können. So lässt sich Fleisch in Schrumpfverpackungen kaum minimalistischer verpacken – aber natürlich ist das mit dünnsten Folien auch mit Barriere-Coextrudaten möglich.

Achim Grefenstein teilt seine Neuentwicklungen aus dem Baukastensystem, die alle auf monoaxial verstreckten Blasfolien basieren, mit Marktbegleitern. Wir müssen schnell nennenswerte Mengenverschiebungen von Multi-Material zu Mono-Material erreichen. Für Flexpack sieht er mittelfristig nur noch 3 Polymere: Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET). Seine Folien basieren alle entweder auf PE oder PP und können auch kombiniert werden. Die mehrschichtige, gestreckte Blasfolie kann – je nach Anwendung – mit oder ohne Barriere geliefert werden.

Christian Lutze klärte die Kunststoff-Experten über das Für und Wider von Papierverpackungen auf. Mitsubishi liefert ausschließlich Frischfasern für den Lebensmittelverpackungsmarkt und setzt bei den Barrieren auf recycelbare, wässrige Systeme, die bei Papierverpackungen stets die 5 % Fremdstoffgrenze nicht überschreiten sollten. Sauerstoff-, Aroma-, Fett- und Wasserdampfbarrieren sind bereits im mittleren Barrierebereich verfügbar. Aber auch im Papierbereich werden Rezyklate für Lebensmittelverpackungen nur zögerlich eingesetzt – aus gutem Grund!

Jochen Moesslein bietet einen fluoreszierenden Tracer an, um nicht nur einzelne Materialien oder Schichten zu markieren, sondern ganze Rezepturen im Recyclingstrom identifizierbar zu machen. Einem Tracer kann also eine ganze Rezeptur mitgegeben werden – am besten aufgedruckt auf Verpackungen oder als Etikett. Erste industrielle Prototypen gibt es bereits mit Zeiss, ab September können Rezycler bei Polysecure im Technikum Tests durchführen.

Andreas Peterhanwahr bietet Überwachungs- und Qualitätssicherungssysteme für Regeneratfolien aus einer Hand. Auch die Integration in die Maschinensoftware und eine Nachrüstung sind möglich.

Victor Trapp setzt auf Bio-Ormocere. Hier schließe sich der Kreis, sagt er und verweist auf die beeindruckenden Barriereeigenschaften von Ormoceren – auch auf Basis von Biopolymeren. Auch am Preis werde intensiv gearbeitet. Dass Ormocere unter anderem zur Veredelung von Hoch- und Ultrahochbarrieren eingesetzt werden, beweist ihre Daseinsberechtigung.

Lars Hancke beschrieb abschließend die enorme Vielfalt an Lackierungen mit unterschiedlichen Barrieren gegen UV-Licht, Fett, Sauerstoff und Wasserdampf, die ein Lack- und Farbenhersteller heute anbieten kann. Auch das Deinking wird hier eine Rolle spielen, um bedruckte Folien und Papiere in Zukunft noch besser recyclingfähig zu machen. Alles zusammen, weniger Material, Mono-Materialaufbauten, Deinking und eine der Anwendung angepasste Barriere werden nach seiner Meinung und der Einschätzung aller Teilnehmer und Referenten den Weg in eine Kreislaufwirtschaft mit Barrierefolien ermöglichen.

Verzichten können wir auf diese nicht – das ist Konsens.

Mehr Informationen und der Kauf der Zugangsdaten für die Aufzeichnungen und Vortragsunterlagen unter: innoform-coaching.de/tagung/barriere-verbundfolien-der-expertentreff-2022

Die Zusammenfassung haben wir live auf LinkedIn gestreamt und ist hier verfügbar: https://www.linkedin.com/posts/karstenschroeder_flexpackbranche-skz-innoform-activity-7077962399147786240-UTfI?utm_source=share&utm_medium=member_desktop

Karsten Schröder, Juni 2023