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Karsten Schröder über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

Karsten Schröder studierte Werkstofftechnik. Anschließend sammelte er rund 10 Jahre Erfahrungen bei Bischof und Klein GmbH & Co., Lengerich in der produktionsnahen Produktentwicklung. Als Projektleiter konnte er zahlreiche neue Lebensmittel-und Konsumgüterverpackungslösungen etablieren.
1998 gründete er die Innoform GmbH und rief mit Herrn Dipl.-Ing. Klaus Behringer im Jahre 2000 den Innoform Testservice ins Leben.
Im Jahre 2004 gründete er mit seiner Ehefrau Kerstin die Innoform Coaching GbR, die seitdem öffentliche Seminare anbietet.
Gemeinsam mit Dr. Rainer Brandsch und Klaus Behringer gründete er 2010 die Innoform Consulting GmbH.
Als Initiator der InnoNET-partners legt er 2008 den Grundstein für projektorientierte Arbeit in virtuellen Teams von hoch spezialisierten Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen.

Am 04./05. April moderiert er die Tagung Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen, die Innoform in Kooperation mit dem SKZ in Würzburg auf der Marienfestung veranstaltet.

Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

Obwohl ich ein begeisterter Verpacker bin, denke ich doch, dass wir häufig über das Ziel hinaus schießen und insgesamt zu viele Verpackungen auf den Markt bringen. Aber die Lage ist vielschichtig und komplex. Die Folienindustrie macht vieles richtig, bedenkt aber oft zu wenig das Kundeninteresse.

So werden beispielsweise extrem dünne Folien, die kaum noch zu handhaben sind, mit Wiederverschlüssen ausgestattet, die kaum praktikabel nutzbar sind. Mir drängt sich oft der Eindruck auf, dass hier dem Auftraggeber zu oft zu wenig Kompetenz entgegen gesetzt wird und alles getan wird, um Kundenforderungen zu erfüllen – egal wie unsinnig die auch sein mögen.

Ich denke Packmittel-Hersteller dürfen hier noch besser und nachdrücklicher beraten. Das Packmittelwissen liegt beim beim Hersteller und oft verlässt sich dieser auf nicht ganz ausgereifte Forderungen seiner Kunden. Hier täte vielen Lieferanten von flexiblen Verpackung ein aufrechterer Gang sicherlich gut und würde dem Konsumenten zugutekommen.

Mit Ihrem Thema Die “Materialbank-Idee” als Unterstützung der Kreislaufwirtschaft  leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

In einem Video von Prof. Dr. Braungart habe ich gelernt, dass Stoffströme motiviert sein müssen. Das heißt, dass der „Inverkehrbringer“ daran interessiert sein muss, was nach dem Verkauf mit seinem Material passiert. Dafür empfiehlt er, Materialien gar nicht mehr zu verkaufen, sondern zu verleihen.

Das geht natürlich nicht auf jeder Produktionsstufe und bei jedem Produkt auf Anhieb. Ich denke darüber für Verpackungen nach und diskutiere mit Experten darüber. Einen Zwischenstand werde ich vortragen und damit die Diskussionsplattformen erweitern.

Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

Verpackungen schützen in erster Linie den Inhalt. Das ist ihre Kernaufgabe und damit haben sie einen sehr großen Nutzen für die Menschheit. Dennoch verbrauchen wir als Verpackungsindustrie auch eine ganze Menge Ressourcen und Material. Zudem sind wir in der Kritik, Umweltsünder zu sein. Dass das nicht stimmt wissen nur Experten. Ich möchte einerseits dazu beitragen, dass das Image und das tatsächliche Verhältnis zur Umwelt besser ausfällt für Verpackungen.

Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einige – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

Pfand ist für Folie eher keine Lösung in naher Zukunft. Wer will schon jedes Folienschnipsle wieder in einen Pfandautomaten stecken und wie soll das dann entlohnt werden – das geht eher nur für Flaschen und ähnliche Gebinde wie Getränkekästen oder so etwas. Da Folienverpackungen in der Tat Minimallösungen sein können und sollten, möchte ich Entscheider motivieren darüber nachzudenken, Materialien nicht zu verschwenden und im Kreis zu führen. Auch wenn das im Moment bei Folien nicht sonderlich sinnvoll erscheinen mag, weil es eben schon minimal zu sein scheint. Aber die Mengen sind enorm für den Folienhersteller und das möchte ich klar ansprechen.

Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

Ich kaufe gerne ein und tue das regelmäßig. Als Verpackungsfan kaufe ich oft unvernünftige, mir unbekannte Verpackungen ein. Insgesamt bemühe ich mich aber Verpackungen zu sparen, indem ich Großpackungen kaufe und manchmal auf Vielfalt verzichte, was mir nicht schwer fällt. Auch das Wiederverwenden von Verpackungen betreibe ich intensiv. So befülle ich Mineralwasserflaschen wieder und nutze Gefrierbeutel z. B. für Brot mehrfach.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb ihres Berufes?

Mich begeistert der Mensch an sich mit all seinen Facetten. Zudem bin ich begeisterter Surfer in allen Varianten und liebe das Laufen am Morgen. Mein Ziel ist es irgendwann einmal 40.000 km gelaufen zu haben – also fast einmal um die Erde. Ich habe schon über die Hälfte geschafft.